Info zur Volksfrömmigkeit

Sterbedokument
Zur ERINNERUNG
an unsere liebe Mutter

Maria Fischer

geboren den 19. November 1854
heimgegangen den 8. Februar 1902

AUF WIEDERSEHEN!

Es naht die Stunde - ach wie eilig -
Noch manches hätt ich gern vollbracht,
Doch ruft mich Gott - sein Ruf ist heilig -   
Mein Erdenleben ist vollbracht.
Ich seh: von Ferne winkt mir schon
Des Himmels reicher Gnadenlohn.


Weil treu mein Herz für Dich erglühte,
Mein lieber Mann, vergiß nicht mein
Leb wohl! Hab Dank für Deine Güte!
Und denk der lieben Kinder mein!
Euch Kleine trifft mein letzter Blick -
Am schwersten lass ich Euch zurück.

Gern schlöss' ich Euch in meine Arme
Und stillte Eurer Herzeleid,
Entfernt von diesem Erdenharme
Vereint mit mir in Seligkeit;
Lebt wohl! Im Himmel sorge ich
Noch für Euch alle mütterlich.

Denn da, wo Gott in Allmacht thronet,
Bitt ich für Euch nun Tag und Nacht,
Dass Euch der Herr vor Unheil schonet,
Euch treu beschützet und bewacht;
Dass er Euch seine Gnade schenkt
Und gütig Eure Wege lenkt.

Noch winken Euch die heiteren Spiele
Der Jugend und im Rosenlicht
Nacht Ihr getrost dem ernsten Ziele
Ein Glück - Ihr kennt die Sorgen nicht.
Ihr lieben Kinder denket mein!
Lebt wohl! Nun muss geschieden sein.

Es naht die Stunde oft so eilig
Und wenn Euch schwer das Leben scheint,
Vertrau auf Gott, denn er ist heilig!
Dann werden wieder wir vereint;
Dann blüht auch Euch im Himmelsglanz
Der Tugend schönster Siegeskranz.

Bildbeschreibung:

Auf einem Tisch stehen zwei Leuchter mit brennenden Kerzen, dazwischen ein Kreuz. Das Bild zeigt auf zwei Ebenen das Sterbebett mit der sterbenden Mutter, die das Sterbekreuz in den Händen hält. Die Tochter kniet und der Sohn faltet die Hände zum Gebet. Ein Vorhang deutet an, dass nach der Zeit des Abschieds derselbe zugezogen werden kann. Die weitere Interpretation zeigt uns, dass zwei Engel die Verstorbene in die Helligkeit tragen, wo sie ein weiterer Engel mit einem Kranz aus Rosen empfängt, um ihn der Verstorbenen aufzusetzen. Unzählige Engel, teils nur mit ihren Köpfen dargestellt, schauen der Szenerie zu.
Ein Engel mit rotem Gewand schaut rückblickend auf die beiden Kinder, die am Totenbett Abschied von ihrer Mutter genommen haben. Größe des Bildes 34 x 43 cm
Katholisches Leben im christlichen Haus
Der Empfang verschiedener Sakramente wurde früher beurkundet und die Urkunde teilweise in vorgedruckte Bilder eingetragen, die dann in Wohn- oder Schlafzimmern ihren Platz fanden.
Die Erstkommunion, die in Westfalen vorab im Bekanntenkreis mit den plattdeutschen Worten „et is annomen wuorden" (sie oder er ist angenommen worden), wurde dann am Kommunionstag nachmittags in der Kirche für jeden Erstkommunikanten namentlich bestätigt und vom Pfarrer beurkundet.
Im Todesfall wird ein Totenbildchen, Totenzettel, der die wichtigsten Lebensdaten des Verstorbenen beinhaltet, an die Beerdigungsteilnehmer verteilt.
Ein Toten-Gedächtnis-Bild, das eingerahmt im Hause Platz findet, gehört heute schon zu den Seltenheiten der gelebten Volksfrömmigkeit.
Der Tod wird heute von vielen Menschen verdrängt von wenigen Ausnahmen abgesehen. Wie gingen unsere Altvorderen damit um?
Die Ausstellung „Gut vorbereitet? Die Kunst des rechten Sterbens" im Landesmuseum für Klosterkultur im Kloster Dalheim widmete diesem Thema eine Sonderausstellung mit mehr als 100 Exponaten, die vom 22. Juni 2008 bis Februar 2009 gezeigt wurde. Wegen des außerordentlichen Interesses der Besucher wurde die Ausstellung bis zum 19. Mai 2009 verlängert.
Unter den Exponaten befand sich auch dieses Sterbebild aus dem Museum im Goldschmiedhaus Ahlen, das Anfang Juli wieder in Ahlen eintraf.
Dr. Clemens KOSCH, Stiftung Kloster Dahlheim LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, bedankte sich persönlich beim Museumsleiter Werner Fischer „Wir bedanken uns nochmals sehr herzlich für diese willkommene Leihgabe im Zusammenhang mit unserer Ausstellung „Ars moriendi - Die Kunst des Sterbens.