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Süddeutsch,
um 1740, im Stil des Rokoko, Bronze, vergoldet, Silber, gegossen, getrieben,
ziseliert, punziert
Maße: Höhe 410 mm, Durchmesser des Fußes 132-160 mm,
Marken: verschliffen (?)
Das Schaugefäß der Monstranz erwächst organisch über
dem Schaft aus dem querovalen Fuß. Der Kontrast von aufbauenden
zu auflösenden Kräften in der Gestaltung des Fußes wird
im Aufbau des Schaftes gebunden. Dieser ist aus einem breiten Balusternodus
geformt. Rocailleornamente lassen den Schaft zu einem Zierelement der
Monstranz werden.
Die leicht ovale, mit Glas verschlossene Sichtöffnung
für die Hostie ist mit einem Strahlenkranz hinterlegt.
Auf die Fassade aufgesetzt, thront in den Wolken oberhalb des Gefäßes
Gottvater mit dem dreieckigen Nimbus. Unterhalb schwebt die Taube des
Heiligen Geistes. Zu beiden Seiten wenden sich anbetende Engel der Mitte
mit dem eucharistischen Brot zu.
Die bewegte Heiterkeit der Formen zeugt von der Sinnesfreude des Menschen
der Barockzeit.
Die Darstellung der Trinität auf der Monstranz gleicht einer Theaterinszenierung,
die den „Zuschauer“ in seinen Bann schlägt und ihn zur
Anbetung und frommen Andacht einstimmen möchte.
Wer im Alten Testament liest, stellt fest, daß
sehr häufig die Rede vom „Hören“ ist z.B.:
„Höre Israel“. Erst bei der Menschwerdung Jesu Christi
ändert sich das. Bei Hiob 42,5 heißt es: “Mein Ohr hat
von dir gehört, aber jetzt sehen dich meine Augen.“
Dieses Sehenwollen wurde immer stärker. Man wollte Gott, in der Eucharistie
verborgen, nicht nur in der Kirche sehen, sondern auch draußen.
Die hl. Juliane von Lüttich (+1264) hatte eine Vision,
die zur Einführung des Fronleichnamsfestes führte. Schon 1264
hatte Papst Urban IV. verfügt, daß dieses Fest in der gesamten
Kirche gefeiert und die konsekrierte Hostie in einem besonderen sakralen
Gerät dem Volk gezeigt werden solle. So entwickelte sich die Monstranz,
die zu den prachtvollsten und in der Regel auch zu den kostbarsten Geräten
des Christentums zählt. Die aufwendige handwerkliche Verarbeitung
macht sie zudem auch noch zu Zeugnissen der hohen Kunst des Goldschmiedens.
Literatur: Sakrale Kunst v. Werner Fischer. |