Silber, punziert 1865, 84, 1s oder Is?, Rußland, Moskau, um 20
mm D., 30 mm hoch.
Auf einem breiten Ring steht ein Haus. Das Haus hat eine quadratische
Grundfläche, Giebelwände, Spitzdach und einen runden Kamin.
Hochzeit – Kidduschin und Chuppa
Rabbi Elasar sagt: „Jeder Mensch, der keine Frau hat, ist eigentlich
kein Mensch, denn es heißt: Männlich und weiblich schuf er
sie... und rief ihren Namen Mensch (Gen.5.2)“
(bjewamot 63a)
Der Mann gab dem Mädchen das Versprechen, es nach einer festgelegten
Zeit als seine Frau in sein Haus zu nehmen, während die Braut versprach,
sich als seine Frau zu betrachten. Gesetzlich galt sie darauf schon
als Frau und konnte bei Untreue streng bestraft werden. Doch sind Verlobung
und Hochzeit längst in einer Zeremonie verbunden. Diese findet
unter einem Baldachin unter einer Chuppa in der Synagoge statt, der
symbolisch das Heim des Ehepaares darstellt, das sie als Heiligtum betrachten
sollen. Derjenige, der die Feier leitet, spricht den Segensspruch über
den Wein, in dem Gott für die Institution der Ehe gepriesen wird.
Braut und Bräutigam trinken von dem Wein. Sodann gibt der Bräutigam
der Braut die entscheidende Erklärung ab, durch die die Ehe geschlossen
wird: „Siehe, du bist mir angetraut (geheiligt) durch diesen Ring
nach dem Gesetz Moses und Israels!“ Darauf steckt er ihr einen
Ring an den zweiten Finger der rechten Hand. In einigen Gemeinden ist
es üblich, daß aus sozialen Motiven ein allgemeiner Hochzeitsring
bei der Zeremonie Verwendung findet. Dem folgt die Verlesung einer zuvor
aufgesetzten Urkunde (Hochzeitsvertrag), der Ketubba, die von dem Bräutigam
und zwei Zeugen unterzeichnet worden ist. Darin verspricht der Bräutigam
u.a., seine Frau zu ehren, für sie zu arbeiten, für ihren
Unterhalt zu sorgen und sie mit allem zu versehen, was nötig ist.
An die Verlesung der Ketubba und möglicherweise eine Ansprache
schließen sich die „Segenssprüche der Heimführung“
an, die nach ihrer Zahl auch „sieben Segenssprüche“
heißen.
Die Heiratszeremonie endet mit dem Zerbrechen eines Glases durch den
Mann als Sinnbild für Israel's Leiden und die Zerbrechlichkeit
des Glücks. Danach folgen die Glückwünsche der Anwesenden.
Literatur: Jüdisches Museum Westfalen, Dorsten, Glaube und Leben
im Judentum, Georg Fohrer, Heidelberg und Wiesbaden