Silber, punziert, 1872 – 1890, Österreich, Totalgewicht 235,4
Gramm, Länge 17,5 cm
Bei der Anfertigung kann man von einer qualitätvollen,
meisterlichen Arbeit sprechen. Die Krone ist ein Sinnbild der Würde
und Macht (siehe Buch Jüdisches Kultgerät – Jüdisches
Leben, Werner Fischer, 1998, Tora–Krone, Keter). Auf der Unterseite
der Hülse befindet sich entweder eine Zitrusfrucht (Citrus, griech.
Kitron = „Zitrone“ asiatisch – austr. Pflanzengattung
der Fam. der Rautengewächse mit Apfelsine, Zitrone, Mandarine und
andere Agrumen. Agrumen = ital. Agrumi „säuerliche Früchte“
oder ein Pinienzapfen, der im Mittelalter als ein Lebenssymbol galt.
Im Innern der Hülse befindet sich die komplette handgeschriebene
Esther-Rolle.
Die Esther-Rolle ist eine Pergamentrolle aus der Haut
kultisch reiner Tiere, die vom Toraschreiber handgeschrieben wird. Am
Vorabend von Purim wird die Megilla in der Synagoge vom Vorbeter mit einer
besonderen Melodie vorgelesen.
Auszug aus dem Gebet nach dem Lesen Megillat-Esther: „Gelobt seist
du Ewiger, unser Gott, Herr der Welt, allmächtiger Gott, der streitet
unseren Streit und rechtet für uns, und kämpft für uns
und vergilt unseren Feinden und Drängern, was sie an uns verschuldet...“
Eine oder mehrere Esther-Rollen befinden sich in jedem jüdischen
Haus. Glücklicherweise ist zu dieser Esther-Rolle noch das Originaletui
vorhanden. Es ist innen gefüttert mit dunkelroter Seide.
Purim
Das Primfest hat einen historischen Hintergrund. Im Buch Esther finden
wir die Darstellung über ein Ereignis, welches sich in Persien im
5. Jh. vor Chr. zugetragen hat.
Haman, ein Minister und Günstling des Königs Aschaschverosch,
war, weil sich der Jude Mordechai nicht vor ihm gebückt hatte, so
gekränkt, daß er beschloß, die Vernichtung sämtlicher
Juden Persiens beim König zu beantragen. Der König gab sein
Einverständnis zur Ausführung des Vernichtungsbefehls. Am 14.
Adar, der durch ein Los für diesen Tag bestimmt worden war.
Esther, Jüdin und eine Nichte Mordechais, wurde wegen ihrer Schönheit
vom König zur „Frau“ erwählt. Ihr gelang es, den
König zu überzeugen, daß der Vernichtungsplan seines Ministers
nicht durchgeführt wurde. Haman wurde erhängt und den Juden
wurde die Möglichkeit gegeben, sich am 14. Adar gegen ihre Feinde
zu verteidigen. Die Feinde wurden geschlagen und der Plan Hamans damit
vereitelt.
Zur Erinnerung wird alljährlich das Purimfest (Pur = Los) gefeiert,
dem unmittelbar der Fasttag Esther vorangeht. Das Purimfest wird am 14.
Adar gefeiert. (Entspricht etwa Februar/März, einen Monat vor Pessach).
Städte, die seit den Tagen vor Josua Stadtmauern hatten, feiern das
Purimfest einen Tag später. In Jerusalem z.B. wird Purim am 15. Adar
gefeiert = „Schuschan Purim“.
Schon mit dem Einzug des Monats Adar wird durch Schilder auf die Freude
hingewiesen. Diese Schilder, auf denen Fische zu sehen sind, (das Tierkreiszeichen
des Monats Adar), tragen den Vers: Wenn Adar beginnt, vermehrt sich die
Freude.
Am Abend vor Purim wird diese Geschichte in der Synagoge aus einer besonderen
Rolle vorgelesen: Aus der Megillat-Esther (m'gilla=Schriftrolle). Sowohl
Männer als auch Frauen sind verpflichtet, die Vorlesung der Megilla
anzuhören. Auch Kinder sollten dazu angehalten werden, in der Synagoge
dieser Pflicht nachzukommen.
Bei der Nennung des Namens Haman, der 47 mal vorkommt, pflegt man zu klopfen
und zu lärmen. Dazu werden u.a. hölzerne und metallene Ratschen
benutzt.
Seit der Zeit des Talmud ist Purim der Tag, an dem Zurückhaltung
vor dem Zuviel-Trinken berauschender Getränke gelockert wurde. „Am
Purim soll man so lange trinken, bis man den Unterschied zwischen 'verflucht
sei Haman' und' gesegnet sei Mordechai' nicht mehr weiß“ (M'gilla
7b), sagen die Weisen.
Es gibt an Purim auch religiöse Pflichten. Sie beruhen auf Zitaten
aus dem Buch Esther.
In vielen Jüdischen Gemeinden ist es üblich, an Purim Karneval-ähnliche
Paraden, Feiern und Festlichkeiten abzuhalten. Eine populäre Form
der Purimfeier ist das Verkleiden und Kostumieren von Kindern und andere
fröhliche Lustbarkeiten.
Literatur: Jüdisches Museum Westfalen, Dorsten, Jüdisches Leben,
Chajim Halevy Donin, Zeugnisse jüdischer Geschichte und Kultur, Augsburg
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