Kreuz-Ausstellung

1991

Zur den letzten Vorbereitungen trafen sich im Hause Damberg in Dolberg am 28. Jan. 1991 von 10 bis 11 Uhr: Pastor Friedel Windoffer als Präses der Frauengemeinschaft Dolberg Frau Beckmann 1. Vorsitzende, Frau Damberg, Frau Kremer, Frau Sumpmann Werner Fischer

Einführungsvortrag zur Kreuz-Ausstellung vom Leiter des Museums im Goldschmiedehaus, Werner Fischer

DAS KREUZ ERHIELT FÜR UNS CHRISTEN SEINE HERVORRAGENDE BEDEUTUNG DURCH DEN ERLÖSERTOD JESU CHRISTI

Wir kennen das Kreuz auch schon aus der vorchristlicher Zeit, entweder rein ornamental oder einen symbolischen Sinn vermittelnd, so das Swastika Kreuz als crux gammata vor allem in Indien bekannt und das in Kleinasien schon sehr früh bekannte Sonnenrad, ein Kreuz in einem Kreis.

Aus und um Ägypten ist uns das Henkelkreuz, fälschlicherweise auch als Nilschlüssel bekannt, das cruz ansata, auch als Silbenzeichen bekannt für = Leben und deshalb auch leicht mit einem christlichen Sinn verknüpfbar.

Das christliche Kreuz tritt in verschiedenen Variationen auf, entweder als griechisches Kreuz = alle Balken sind gleich lang oder lateinisches Kreuz = die Balken sind ungleich lang oder als cruz counnissa, das sogenannte Tau, oder auch Antoniuskreuz, der Querbalken liegt auf dem Längsbalken. Es entspricht der historischen Kreuzform wohl am ehesten. Das Petri-Kreuz hat den Querbalken unten auf dem Längsbalken.

Das Andreaskreuz hat zwei sich schräg kreuzende Balken. Noch heute wird dieser Gestus von den Priestern bei der Wasserweihe oder beim Blasius-Segen durch das Halten von Kerzen gezeigt. Das Andreaskreuz stimmt mit den hebräischen Buchstaben táw überein, dem jüdischen Versiegelungszeichen, das in der jüdischen Kunst seit dem 1. Jh. belegt ist.

Zusammengesetzte Kreuzformen sind das erzbischöfliche auch lothringische Kreuz genannt oder die Patriachat-Kreuze, die alle zwei Querbalken haben. Das päpstliche Kreuz hat drei verschieden lange Querbalken. Andere Kreuzformen können heraldischen Ursprungs sein.

Solange die Kreuz-Strafe noch bestand, wurde das Kreuz meist nur symbolisch angedeutet, entweder durch Oranten übersetzt - in der altchristlichen Kunst die Beter - d.h. es wurde mit ausgebreiteten Armen und Händen, deren Innenseiten nach Aufwärts gerichtet sind, gebetet. Auch heute wird das Kreuz, die Kreuzigung symbolisch in der Messe, im Gottesdienst angezeigt, indem der Priester in Orantenhaltung bei der Präfation am Altar steht.

Symbolisch waren aber auch der Anker, oft mit Fischen oder Delphinen zu beiden Seiten, durch die Buchstaben T oder X mit dem Tod am Kreuze in Verbindung zu bringen. Zunächst wurde das Kreuz literarisch später auch künstlerisch dargestellt durch verwendete Symbole wie der Baum des Lebens im Paradies, der Stab des Moses.

Seit das Kreuz aber als Siegesankündigung Konstantin dem Großen vor der Schlacht an der milvischen Brücke 312 erschien und als Hinrichtungskreuz im 4. Jh. abgeschafft war, wurde es vielleicht durch die Mutter Konstantins, der hl. Helena, ein Ehrenzeichen. Dieses Ehrenzeichen, das Kreuz, schmückte kaiserliche Münzen und wurde statt des Zepters benutzt und vor allem in Kirchen, Häusern und in der Öffentlichkeit d.h. im Freien angebracht.

Hauptform für den Grundriss der Kirchenbauten wurde es eigentlich erst in der romanischen Kunst.

Die Auffindung des Kreuzes in Konstantinopel zwischen 320 und 345 steigerte den Kult des Kreuzes in der ganzen Kirche. Teile vom wahren Kreuz Christi wurden schon damals als kostbare Reliquien erbeten. Schon im 4. Jh. bildeten sich Gruppen, die zum hl. Kreuz nach Jerusalem pilgerten. Noch heute erinnern Ölampullen in Monza daran.

Die liturgische Kreuzverehrung ging früh auch in die römische Kirche über. Frühestens seit dem 5. Jh. wird erst in der östlichen und später in der römischen Kirche auf dem Altar ein Kreuz errichtet. In der Kunst begegnet uns das Kreuz bald als römisches und griechisches Kreuz, oft reich mit Edelsteinen (cruz gemmata), Blumen oder mit anderen Schmuckelementen verziert.

Mit zu den ersten Kreuzdarstellungnen zählen die Prozessions- oder Vortragskreuze, die bei kirchlichen Umgängen seit dem 5. Jh. durch einen Diakon oder Subdiakon dem Papst oder dem Klerus vorangetragen wurden. Nach Ankunft in der Kirche wurden sie auf den Altar gestellt.

Eine Darstellung der Kreuzigung Christi vermied das antike Empfinden der ersten Christen bei seiner Scheu vor der schmachvollsten Todesart in den Jahrhunderten der Verfolgung, soweit man heute weiß, fast vollständig.

Erst der hochentwickelte Kreuzeskult in Jerusalem, die viel realistischere Empfindungsweise der Syrer und die Notwendigkeit, den Monophysitismus durch die Betonung der Leidensfähigkeit des Herrn zu bekämpfen, überwanden seit dem 15. Jh. die alte Scheu, die aber noch lange für Kreuzigimgsdarstellungen berücksichtigt ist durch die Anbringung von Motiven und Elementen, in denen das Peinliche des Kreuzestodes aufgehoben oder gemildert und Christus in seinem schmachvollen Tod als Sieger über den Tod gezeigt werden soll. So wurden den ältesten Darstellungen gewöhnlich noch Auferstehungsszenen beigefügt, Christus lebend und bekleidet gezeigt mit Nimbus und ohne Nägel anstatt des Sitzpflockes das ansprechendere die Hoheit mehr wahrende Suppedaneum angebracht.

Erst im späten Mittelalter begegnet uns in der Kreuzigungsdarstellung Jesus Christus mit der Dornenkrone und dem Titulus in griechisch oder lateinisch.

In der Renaissance werden der Kreuzigungsdarstellung die Muttergottes Maria und Johannes und die gewöhnlich kleiner gezeichneten Schächer fast unbekleidet, und in der späteren Zeit oft grotesk verzerrt und mit deutlichem Ausdruck ihrer verschiedenen seelischen Verfassung, häufig mit Engel und Teufel zur Entgegennahme ihrer Seelen dargestellt.

Die ältesten Darstellungen vermeiden auch die Andeutung der Wunden, wie der Seitenwunde, Diese wird seit dem 10. Jh. und zwar auf der rechten Seite bis zum 17. Jh.dargestellt.

Als ältestes realistisches abendländisches Beispiel der Kreuzigungsszene gilt die Holztüre an St. Satina in Rom (5. Jh.) und die Londoner Elfenbeintafel: Christus mit schmalem Lendenschurz.

Ein anderer Typus, der seit dem 6. Jh. bekannt ist und sich bis ins Mittelalter erhält, zeigt Christus bekleidet, beide Füße angenagelt, lebend zwischen den Schächern? Beigefügt sind Maria, Johannes, Schwammträger, würfelnde Soldaten, Christus wird mit langem Gewand und Krone lebend dargestellt.

Die darstellende Kunst schwankt immer zwischen Realität und einer mehr oder weniger gut ausgedrückten Andachtsauffassung.

Fischer wies darauf hin, daß sein Vortrag keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

Symposium

Das Kreuz, uraltes Zauber- und Heilzeichen Durch den Kreuzestod wurde es: Sinnbild des Leidens und damit zum Inbegriff des christlichen Glaubens Weihezeichen, Kreuzzeichen klein und groß Segensgestus Erinnerungsmal, Sühnezeichen Das Kreuz im Volksmund Drei Kreuze hinter jemandem machen = Jemand loswerden Ein Kreuz darunter machen = eine Sache beenden Drei Kreuze als Unterschrift = des Schreibens unkundig Abzeichen = Orden und Ehrenzeichen Sein Kreuz auf sich nehmen = sein Leid tapfer ertragen Schwierige Menschen können ein Kreuz sein Erinnerungskreuze, Taufe, Erst-Kommunion, Hochzeits-Brautkreuz, Tod - Sterbekreuz Grabdenkmal

Das Kreuz als Zeichen der Christen verliert an Bedeutung in den Kirchen, in den Häusern, in den Rathäusern, in Schulen in der Öffentlichkeit Wenn ja, wo stehen wir? , Setzen wir Zeichen - Kreuzzeichen bei dieser Ausstellung

Am 21. März 1991 berichtete Reinhard Baldauf in der Ahlener Volkszeitung auf der Seite Kulturelles Leben: Prunkstück einer Kreuzausstellung im Museum im Goldschmiedehaus in Ahlen ist dieser Kalvarienberg, der wahrscheinlich 1880 in Roermond (Niederlande) als Kanzelkreuz für die Kirche St. Clemens in Telgte angefertigt wurde. Das Kreuz ist in Holz gearbeitet und farbig gefaßt. Sehr ausdrucksstark ist vor allem die Kreuzigungsgruppe, die Christus am Kreuz (Vier-Nageltypus) mit Dornenkrone und Nimbus zeigt. Als Assistenzfiguren sind Maria und Johannes unter dem Kreuz. Die Ausstellung, die noch bis zum 28. März geöffnet ist, umfaßt 366 Stücke. Die Vorbereitungszeit betrug insgesamt vier Jahre.

Information:

Am Sonntag drehte ein Fernsehteam in Dolberg und anschließend im Mueum im Goldschmiedehaus. Man kann davon ausgehen, dass über die Kreuzausstellung morgen, am 28. März 1991 im dritten Programm in der „Aktuellen Stunde" im Münsterland-Magazin zwischen 19 Uhr 45 und 20 Uhr gesendet wird.

Die Fernsehleute haben einen sehenswerten Film gedreht, der zunächst mit einem auf einem Dolberger Bauernhof beginnenden „Kreuzweg" ein Kreuz in die Ausstellung begleitet.

 

Die Glocke berichtet Ostern 1991:

Dank an die Dolberger Frauen

„Liturgische Kreuze und Kreuze der privaten Andacht" waren vom 28. Februar 1991 vier Wochen lang im Museum im Goldschmiedehaus Fischer zu sehen.

Zum Abschluß dieser Kreuzausstellung hatte Goldschmiedemeister Werner Fischer die 21 Mitglieder der Dolberger Frauengemeinschaft am Mittwochabend eingeladen, um sich bei ihnen nochmals für ihre Initiative und ihre Unterstützung zu bedanken, ohne die die Ausstellung von 366 kreuzen nicht zustande gekommen wäre.

Um die Exponate zusammenzutragen, waren die Bezirkshelferinnen der Dolberger Gemeinde St. Lambertus in ihrer Pfarre von Haus zu Haus gegangen und hatten die jeweiligen Familien um eventuelle Leihgaben gebeten.

Nachdem Werner Fischer mit den Frauen noch einmal gemeinsam durch die Ausstellung gegangen war und man in gemütlicher Runde Erkenntnisse und Erfahrungen über die Ausstellung ausgetauscht hatte, wurde dem Bezirkshelferinnen vom Ehepaar Fischer ein Buchpräsent mit persönlicher Widmung als Zeichen des Dankes überreicht.

Anschließend baute man die Ausstellung gemeinsam ab, denn die Kreuze wurden am Gründonnerstag von den Frauen wieder in die jeweiligen Haushalte zurückgebracht, damit die Kruzifixe am Karfreitag an ihrem angestammten Platz stehen öder hängen können.

 

Die große Resonanz auf die diese Ausstellung sowohl bei der jüngeren als auch bei der älteren Generation unterschiedlichster Bevölkerungsschichten gestoßen sei, zeige, dass auch in der heutigen Zeit dem Kreuz eine besondere Bedeutung beigemessen werde.

Die Ausstellung möge ferner dazu beigetragen haben, dass der eine oder andere einmal nachschaue, wo sich in seinem Haus ein Kreuz befinde bzw. dem Kreuz den Platz zuweise, der ihm gebühre. (an) (Kißenbeck)

 

Einen besonderen Dank widmete Werner Fischer denen, die durch die zur Verfügung gestellten Exponate die Ausstellung bereichert haben:

Frauengemeinschaft Dolberg, Vorsitzende Frau Beckmann und dem Vorstand

Goldschmiedemeister Herbert Cürvers, Kevelaer

Stahlgraveurmeister Otto Vorfeld, Kevelaer

Pastor Windoffer, Dolberg

Frau Lindauer, Ahlen

Frau Clara Rasche, Beckum

Frau Becker, Ahlen

Frau Beier, Ahlen

Herrn Berndt, Ahlen

Sakristan Karl-Heinz Engemann, Telgte

Pfarrei St. Clemens, Telgte