Ausstellung "Islam - Türkisches Leben" im Museum im Goldschmiedehaus
vom 31. Januar bis zum 21. März 2010

 

Mit dem Ausklang der Veranstaltungsreihe „Woche der Brüderlichkeit"
schloss zugleich die vielbeachtete Ausstellung
„Islam und türkisches Leben“
im Museum ihre Pforten.

 

Dierk Hartleb berichtet in der Ahlener Zeitung am 23. März 2010:


Heinz Aden erwies sich als exzellenter Interpret des
Jüdischen Witzes. Auch Tania Pentscheva, die den
musikalischen Part übernahm, lachte gerne mit.



Hausherr Werner Fischer (2. v. l.) begrüßte die Besucher am
Sonntagnachmittag zum Abschluss der "Woche der Brüderlichkeit"

Hintersinniges und wohlklingende Klänge
Konzertlesung zu Abschluss der Woche der Brüderlichkeit

Von Dierk Hartleb

Ahlen. Gibt es einen typischen Humor? Diese Frage kann spätestens seit Sonntag mit einem klaren „Ja" beantwortet werden, als Heinz Aden im Museum im Goldschmiedehaus einige Kostproben aus dem Buch „Jetzt mal Tacheles" vortrug, in denen Dina und Leonie Spiegel die Lieblingswitze ihres Vaters Paul Spiegel zusammengetragen haben.
Zum Abschluss der Wochen der Brüderlichkeit - „mit einer,Woche geben wir uns nicht mehr zufrieden", wie VHS-Leiter Rudolf Blauth augenzwinkernd anmerkte, konnte Hausherr Werner Fischer zu einer doppelten Fi-

„Danke, Herr Fischer."
Werner Fischer

nissage begrüßen: Mit dem Ausklang der Veranstaltungsreihe „Woche der Brüderlichkeit" schloss zugleich die vielbeachtete Ausstellung Islam im Museum ihre Pforten. Die Anerkennung, welche die Ausstellung zur „Politisch-kulturellen Woche Türkei" der Volkshochschule gefunden hat, fasste Fischer in dem Satz eines zehnjährige!! türkischen Jungen zusammen der ihm nach einer Führung durch die Ausstellung sagte „Danke, Herr Fischer." Das sei für ihn das größte Lob gewesen.
Besinnliches, Nachdenkliches und Fröhliches hatte Hildegard Offele-Aden für ihr« von Musik begleiteten und manchmal auch unterlegten Texte ausgesucht, die sie <Irin Publikum vortrug. Unter den
Überschriften „Leben, lieben, lachen" beschäftigte sich die Ahlenar Autorin mit Prosa und Lyrik bekannter jüdischer Schriftsteller wie Heinrich Heine, Rose Ausländer, Mascha Kaleko oder Else Lasker-Schüler.
Es waren literarische Zeugnisse, die eine große innere Zerrissenheit, eine tiefe Melancholie und eine zutiefst verletzte Seele widerspiegelten, wie es zum Beispiel die Zeilen von der im galizischen Chrzanow, vor dem Ersten Weltkrieg zu Österreich-Ungarn gehörend, geborenen Mascha Kaleko ausdrücken „Wenn Du nicht da bist, ist mein Herz verreist".
Die jüdischen Märchen die Offele-Aden einstreute, klangen versöhnlicher, als manches andere, wobei das „Ja" zum Leben der Rose Ausländer gehörte, die in einem Kellerversteck der Deportation und Vernichtung durch die Nationalsozialisten entging. Auch Heines Kindheitserinnerungen zeichnen ein anderes Bild Deutschlands als der spätere Heine, der in Paris Abstand von seinem Vaterland genoss.
Mal korrespondierend, mal kontrapunktisch setzte Tania Pentcheva die Akkorde auf der Gitarre. Die in Münster lebende Gitarristin, die nach ihrer Übersiedlung von Plodiv in Bulgarien nach Deutschland bei Professor Reinbert Evers an der Musikhochschule Münster studiert hat, setzte die Texte in Klangbilder um.
Als Humoristen und begabten Witzeerzähler erlebten die Zuhörer Heinz Aden. Der evangelische Pfarrer im Ruhestand erwies sich als exzellenter Interpret jüdischen Humors und stützte sich dabei auf das erwähnte Buch „Jetzt mal Tácheles". Sein Resümee aus den Studium des jüdischen Witzes: hintergründig, tiefenpsychologisch, makaberderb, selbstironisch. Viele beschäftigen sich mit dem Verhältnis von Juden und katholischen Christen. Dabei sind die Juden den Christen immer ein kleines Stück voraus: Katholiken können bestenfalls Papst werden, Juden aber auch Gott.
Mit einem Lächeln auf den Lippen verließen die Besucher das Museum - in Vorfreude auf die nächste Begegnung mit jüdischem Humor.

 

Ansprache des Museumsleiters Werner Fischer am Sonntag dem 21. März 2010 um 17 Uhr im Museum im Goldschmiedehaus Ahlen

Sehr verehrte Damen und Herren,

Oktav, lateinisch octavus, der achte, ist in der katholischen Liturgie der Name des achten Tags nach einem Hochfest, der als Nachklang und Abschluß begangen wird.

So hat die Woche der Brüderlichkeit in Deutschland einen zeitlichen Rahmen erhalten, der in Ahlen jahrzehntelang einen festen Platz im Veranstaltungs-Kalendarium hat.

Die Woche der Brüderlichkeit hat einen Schirmherrn in Ahlen ist es der ehemalige Bürgermeister und Ehrenbürger Horst Jaunich, in dessen Ägide sich die Gedenkwochen entwickelt haben.

Der Begriff Schirmherr ist in Deutschland seit dem Mittelalter bekannt, hatten doch Jüdische Gemeinschaften Schutz durch einen Schirmherrn. Dieser Schutz wurde aber nicht immer wirklich geleistet, sagt die Geschichte.

Seit über 20 Jahren versammeln sich freiwillig und ohne Bezahlung Personen, um dieser Woche der Brüderlichkeit in Ahlen Profil zu geben, Angebote vorzubereiten und durchzuführen, um eine Gedächtniskultur zu verankern, ohne aktuelle Geschehnisse aus den Augen zu verlieren.

Eigenwilligkeit gepaart mit Toleranz,Verantwortung übernehmen für Diskussionspartner bei freier Rede, um Überzeugung ringen bei heiklen Themen, unterschiedliche Weltanschauungen neutral zu bewerten, Kritik zu ertragen. Das und vieles mehr geschieht am runden Tisch des Forums Brüderlichkeit im alten Rathaus.

Die eigentliche Arbeit, die Organisation, die Regie liegt in den bewährten Händen des Leiters der Volkshochschule Ahlen, dem Motor der Woche der Brüderlichkeit, Herrn Rudolf Blauth.

Wir anderen dürfen als Fahrer und Beifahrer mit tätig sein.

Heute treffen wir uns im Museum im Goldschmiedehaus zu zwei Abschlußveranstaltungen. Zum einen beenden wir heute die erfolgreiche Ausstellung ISLAM und türkisches Leben, die übergroßes Interesse in Ahlen und der Region fand und die Woche der Brüderlichkeit 2010.

Von besonderer Bedeutung ist, dass Menschen verschiedener Glaubensbekenntnisse einmütig der Sache wegen zusammen gewirkt haben.

Persönlich werde ich nie vergessen, dass nach einer Führung ein ca. 10 Jahre Schüler islamischen Glaubens zu mir kam, mir die Hand gab und sagte: “Danke, Herr Fischer.“

Zum Schluß - und das ist der von Ihnen allen nun schon lang erwartete Anfang der Abschlußveranstaltung „ Jüdische Texte mit Musik“ mit Tania Pentschewa, Absolventin der Musikakademie Plovdiv, der zweit größten Stadt Bulgariens mit über 400 000 Einwohnern, heute wohnhaft in Münster.

Neben der Musik wird die Ahlener Autorin Hildegard Offele-Aden uns erfreuen mit Texten aus ihren Büchern. Ihr Gatte, Pastor Heinz Aden, langjähriges Mitglied des Forums Brüderlichkeit wird uns mit jiddischen Witzen unterhalten.

Lachen ist gesund und wenn die Nonnen fasten in den Klostern, ja liebe Freunde, dann Ostern.

 

Die Glocke berichtet am 19.03.2010:

Das Museum im Goldschmiedehaus Ahlen berichtet:

Besucher und Besuchergruppen aus Beckum, Münster, Oelde und anderen umliegenden Orten, sowie auch Schulklassen aus Ahlen interessieren sich neben den ständigen Exponaten und Unikaten anderer Religionen verstärkt für den Islam.
Nach Rücksprache mit den Leihgebern sind sie bereit, ihre Exponate für die Sonderausstellung ISLAM – türkisches Leben bis einschließlich Sonntag, 21. März 2010 im Museum im Goldschmiedehaus zu belassen.

Anmeldungen für Führungen und Vorträge kamen in den letzten Tagen so zahlreich, dass eine Verlängerung notwendig ist, um die Besucherwünsche zu erfüllen.

SINN aktiv-Gruppen besuchten die Ausstellung
„Islam und türkisches Leben“

Eine große Anzahl Interessierter aus dem Gesprächskreis „Glaube und Spiritualität“ und  „SINN für Kultur“ im SINN-Netzwerk besuchten im März 2010 gemeinsam die Ausstellung im Goldschmiedemuseum im Rahmen der diesjährigen „Politisch-Kulturellen Wochen“ mit dem Schwerpunktthema „Türkei“.

 Die Ausstellung im Goldschmiedemuseum mit Exponaten religiöser und ritueller Gegenstände des Islam interessierte die BesucherInnen sehr. Goldschmiedemeister Werner Fischer führte in seiner Einleitung zunächst in die Entstehungsgeschichte und Grundlagen der beiden großen Religionen, Christentum und Islam, ein. Er beleuchtete insbesondere das Gemeinsame zwischen christlicher und islamischer Religion und warb für ein friedliches, wertschätzendes und achtsames Miteinander verschiedener Religionen beim alltäglichen Zusammenleben. Unterstützung bekam Werner Fischer von der Pädagogin Birsen Budumlu. Sie orientierte sich bei ihren Ausführungen an den fünf Säulen des Islam. Frau Budulmlu erläuterte sehr anschaulich und praxisnah anhand einiger Exponate Hintergründe und Einsatzgebiete verschiedener religiöser und ritueller Gegenstände, die sie zudem mit eigenen Erfahrungen aus ihrer Glaubenswelt verband. Das gemeinsame Gespräch über die Religionen war daher eine interessante Art, die faszinierende Welt der Religionen besser kennen zu lernen.

Mit vielen neu gewonnen Erkenntnissen und Eindrücken, einigen Denkanstößen zur Vertiefung und mehr Verständnis für die jeweils andere Religion verabschiedeten sich die TeilnehmerInnen mit einem herzlichen Dankeschön von beiden ReferentInnen.
 

Leitstelle „Älter werden in Ahlen“ Birgit Schlüter

 

Angelika Knöpker berichtet in der Glocke im Ahlener Tageblatt vom 02.02.2010:

Ausstellung basiert auf Säulen des Islams

 


Ahlen (at). Mit der Resonanz hatte Werner Fischer nicht gerechnet: Mehr als 130 Gäste sind am Sonntagnachmittag zur offiziellen Eröffnung der Ausstellung „Islam und türkisches Leben" in sein interreligiöses Museum im Goldschmiedehaus gekommen.
Die ständige Sammlung mit wertvollen christlichen, jüdischen und buddhistischen Kultgegenständen ist durch einen islamischen Teil mit vielen privaten Leihgaben aus der Türkei ergänzt worden. Werner Fischer dankte allen, die ihren Beitrag dazu geleistet haben.
Die Ausstellung basiert auf den fünf Säulen des Islams: dem islamischen Glaubensbekenntnis, dem fünfmaligen Gebet, der Almosensteuer, dem Fasten im Ramadan und der Pilgerfahrt nach Mekka. Der Goldschmiedemeister forderte zu Toleranz und Akzeptanz auf: „Religionen zu tolerieren, bedeutet auch Verständnis zu haben für die Religion und die Religionsausübung des Nachbarn. Das setzt aber voraus, dass auch der Nachbar das gleiche Verständnis aufbringt gegenüber anderen Religionen", machte er deutlich. Das müsse man wollen und sei nicht diskutierbar.
Ein Gebet sprach Imam Akbulut Huseyin, bevor Muhammet Mertek in seiner Rede das islamische Menschenbild vorstellte. Der Buchautor aus Hamm warnte davor, den Islam als Ideologie zu sehen und nicht als Religion. Sensationsheischende Berichterstattungen und Desinformationen hätten ein Feindbild Islam hervorgebracht, das seiner Ansicht nach mit der gelebten Wirklichkeit nicht viel zu tun habe.
Extremismus, Fanatismus und Terrorismus spielten im Alltag der Muslime in muslimischen Ländern in der Regel keine Rolle. Und es gebe dort durchaus auch positive Entwicklungen auf der Ebene von Dialog und Toleranz, besonders in der Türkei. Die Ausstellung könne einen Beitrag leisten, Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen Religionen, Kulturen und Menschen herauszuarbeiten und das Verständnis fördern.
Die sehenswerte Ausstellung im Rahmen der politisch-kulturellen Wochen ist bis Anfang März zu sehen, kostenlose Führungen können unter @ 02382/ 59435 gebucht werden.

 

Reinhard Baldauf berichtet in der Ahlener Zeitung vom 02.02.2010:

Toleranz setzt Wissen übereinander voraus

Islam-Ausstellung im Goldschmiedemuseum eröffnet



 


Ahlen. Richtig eng wurde es am späten Sonntagnachmittag im Museum im Goldschmiedhaus. Zur Eröffnung der Ausstellung „Islam und türkisches Leben" im Rahmen der „Politisch-kulturellen Wochen Türkei" der Volkshochschule hatten sich weit über hundert deutsche und türkische Besucher eingefunden. Alle drei Redner hoben hervor, wie wichtig das Wissen über die Religion und die Gebräuche der anderen ist. Der Imam der Ditib-Moschee, Sabri Yalcin, trug ein Gebet vor. Bürgermeister Benedikt Ruhmöller lobte die Ausstellung und dankte Initiator Werner Fischer mit seinen Helferinnen Mechtild Massin, Birsem Bu-dumlu und Nury Kutak. In seiner Begrüßung zeigte sich Werner Fischer erfreut und überrascht über das große Interesse. Der Museumsleiterbeschäftigte sich mit Migranten, die in ein fremdes Land kommen und dessen Sprache nicht sprechen. Um Isolation zu vermeiden, sei der Erwerb der Sprache unverzichtbar. Fischer deutlich: „Ankommen kann man nicht, wenn man sich abschottet." Dies bedeute aber nicht, „Glauben und Sitten aufzugeben". Im Gegenteil: Jeder trage ein Stück Heimat in seinem Herzen. Aber: „Ich habe auch zu prüfen, welche Riten und Gebräuche ich im Gastland zu respektieren habe, neben Recht und Gesetz."
Die Ausstellung versuche teilweise mit einfachen Mitteln, mit Leihgaben türkischer Ahlener Bürger, „einen uns Christen fremden Kulturkreis mit realen Objekten und Texterklärungen vorzustellen". Es gehe vorrangig um die „Fünf Säulen des Islam": das Glaubenskenntnis, das fünfmalige Gehet, die Almosensteuer, das Fasten im Ramadan und die Pilgerfahrt nach Mekka.
„Religionen zu tolerieren bedeutet auch Verständnis zu haben für die Religion und Religionsausübung des Nachbarn", unterstrich Werner Fischer und machte klar; „Das muss man wollen und ist nicht diskutierbar." Sehr deutlich hob er weiter hervor: „Ein Staat kann das nicht verordnen oder gar befehlen. Auch das gilt für beide Seiten."
Bürgermeister Benedikt Ruhmöller berichtete, dass ihn der erste Besuch der Moschee und eines Gottesdiensts dort und das Fastenbrechen in einer Familie bis heute „schwer beeindruckt" hätten. Er habe hier eine tiefe Frömmigkeit gespürt. Im Islam sah der Bürgermeister für die Stadt Ahlen einen „Teil ihres kulturellen Reichtums". Es gebe schon Schulklassen, in denen mehr moslemische als christliche Kinder säßen. Daraus folgerte er: „Ein friedliches Zusammenleben setzt ein gegenseitiges Kennenlernen voraus." Zu der Arbeit von Werner Fischer meinte Ruhmöller: „Das ist nicht selbstverständlich." Er dankte Fischer und seinem deutschtürkischen Frauenteam für die Vorbereitung und den Aufbau der Ausstellung, die noch bis zum 28. Februar zu sehen ist.
Muhammet Mertek, der u. a. Germanistik und Pädagogik studierte und zurzeit an der Sophie-Scholl-Gesamtschule in Hamm Türkisch und Islamkunde (auf Deutsch) unterrichtet, versuchte in seinem anschließenden Vortrag einen Einblick in den Islam zu geben und stellte dessen Toleranz heraus. Extremer Islamismus bis hin zum Terrorismus entspreche nicht dem wahren Glauben. Allerdings würden diese Auswüchse in den westlichen Medien zum Teil auch hoch gespielt.

Eröffnungsrede von Werner Fischer:

Ausstellung im interreligiösen Museum im Goldschmiedehaus Ahlen,

Sonntag, dem 31. Januar 2010 um 17 Uhr

Sehr geschätzte Gäste, die in Ahlen oder weit entfernt von Ahlen geboren sind.

Wir sind hier zusammengekommen, um uns besser kennen zu lernen, um uns noch besser verstehen zu können oder auch aus Neugier, und um einen kleinen Teil des türkischen Lebens in Verbindung mit dem Islam in einer Ausstellung im Museum im Goldschmiedehaus Ahlen vorzustellen.

Es gibt viele Gründe, seine angestammte Heimat, seinen Geburtsort, sein Land zu verlassen. Ein Schritt in ein fremdes Land, dessen Sprache ich nicht spreche, mir nicht eigen ist, bedeutet zunächst Isolation. Um das zu ändern, muß ich in einem mir fremden Land die Landes-Sprache erlernen.

Landesübliche Gegebenheiten meiner "neuen Heimat" habe ich zu akzeptieren, wenn ich ankommen will.

Ankommen kann man nicht, wenn man sich abschottet. Das bedeutet nicht, Glauben und Sitten aufzugeben. Im Gegenteil - ein Stückchen Heimat trägt jeder in seinem Herzen, der eine mehr, der andere weniger.

Ich habe aber zu prüfen, welche Riten und Gebräuche ich im Gastgeberland zu respektieren habe neben Recht und Gesetzt. Wer das nicht macht, verscherzt sich die Sympathie des Nachbarn und wird nicht nur politisch zu einem Problem.

Diese Ausstellung versucht, mit teilweise einfachen Mitteln, mit Leihgaben türkischer Ahlener-Mitbürger, einen uns Christen fremden anderen Kulturkreis mit realen Objekten und Texterklärungen vorzustellen.

Hier in der Ausstellung geht es nicht um Schätze der Antike oder Leihgaben aus dem Topkapi Museum in Istanbul, dessen Besuch sehr zu empfehlen ist, sondern vorrangig um die fünf Säulen des Islam.

1. Schahada (islamisches Glaubensbekenntnis)
2. Salat (fünfmaliges Gebet)
3. Zakat (Almosensteuer)
4. Saum (Fasten im Ramadan)
5. Haddsch (Pilgerfahrt nach Mekka)

Rituell eingebunden in die Ausstellung ist durch Exponate die Beschneidung und die Hochzeit.

In Deutschland hat jeder die Freiheit der Religionsausübung.

Wie sagte der Preußenkönig Friedrich der Große: "Jeder soll nach seiner Facon selig werden" nach seiner Art und Weise.

Religionen zu tolerieren, bedeutet auch Verständnis zu haben für die Religion und die Religionsausübung des Nachbarn.

Das setzt aber voraus, dass auch der Nachbar das gleiche Verständnis aufbringt gegenüber anderen Religionen. Das muß man wollen und ist nicht diskutierbar.

Ein Staat kann das nicht verordnen oder gar befehlen. Auch das gilt für beide Seiten.

Privatinitiative ist gefragt für die Umsetzung dieser Vorhaben.

Ein großes Lob gebührt den türkischen Männern und Frauen, die ihre teils religiösen und intimen Exponate für die Ausstellung zur Verfügung stellten.

Die Damen und Herren, die im Bekanntenkreis auf die Suche gingen nach privaten Schätzen und die Leihgeber gewinnen konnten, sich für eine Zeit lang von ihren eigenen wertvollen, heimatlichen Exponaten zu trennen, damit wir in Gemeinsamkeit diese Ausstellung präsentieren können.

Ein solcher Versuch ist eingebettet in die Politisch Kulturellen Wochen "Türkei", initiiert von den Volkshochschulen in Ahlen, Drensteinfurt und Sendenhorst, die Zeugnis ablegen von dem Willen zur Toleranz, zu einer friedfertigen Zusammenarbeit, zu einem besseren Verstehen in gegenseitigem Respekt vor unserem gemeinsamen Schöpfer - vor Gott, vor Allah, dem alleinigen Gott.

Reinhard Baldauf berichtet in der Ahlener Zeitung vom 30.01.2010:

Eine so bisher einzigartige Ausstellung
Werner Fischer hat im Rahmen der Politisch-Kulturellen Wochen eine Islam-Schau konzipiert


-ba- Ahlen. Ab jetzt könne man „mit gutem Gewissen von einem interreligiösen Museum sprechen", meinte VHS-Leiter Rudolf Blauth am Donnerstag bei der Vorstellung der Ausstellung „Islam und türkisches Leben" in einem Gespräch. Am morgigen Sonntag wird diese Ausstellung im Rahmen der Politisch-Kulturellen Wochen um 17 Uhr im Museum im Goldschmiedehaus in der Oststraßo 69 eröffnet. Bis dahin war es ein langer Weg, wie Museumsgründer und -leiter Werner Fischer aufzeigte.
Mit dieser Ausstellung übernehme Fischer eine Vorreiterrolle, erklärte Rudolf Blauth. Ausstellungen zum Thema Islam befänden sich eigentlich nur in Völkerkundemuseen. Daher sei es auch sehr schwergewesen, Exponate auszuleihen.
Die erste Idee für eine solche Ausstellung habe er vor fünf bis sechs Jahren gehabt und seine Konzeptionen immer wieder umgeworfen, berichtete Werner Fischer. Nach einen Gespräch, so Blauth, sei die konkrete Idee entstanden. Im Dezember vergangenen Jahres stand das Konzept.
„Wir wissen zu wenig über die Religion und das türkische Leben", nannte Fischer als einen Grund für die Ausstellung. Hier sei das Gespräch wichtig und dazu solle die Ausstellung anregen, mit der man eine "bildhafte Annäherung zwischen Türken und Deutschen" biete. Fischer und Blauth waren sich einig: „Es hat eine solche Ausstellung noch nicht gegeben."
Beim Aufbau der Ausstellung haben die Lehrkräfte Birsem Budumlu, Mechthild Massin und Nuray Kutuk viel geholfen.
Werner Fischer sah darin eine große Hilfe, um selbst ein Verständnis um den Gebrauch der Ausstellungsstücke zu bekommen. Die fünf Säulen des Islam werden dargestellt
Die Ausstellung „Islam und türkisches Leben" greift sich Schwerpunkte heraus. Wie Birsem Budumlu aufzeigte, ist dies auf religiöser Seite die Beschneidung und im Brauchtum der türkische Polterabend. Aber auch ein originaler Pilgermantel aus Mekka ist zu sehen. Der Koran, den Werner Fischer als großen Schatz bezeichnete, spielt in der Ausstellung eine wichtige Rolle. Die Macher betonten, dass man mit Respekt und Achtung vor einer anderen Religion an die Sache herangekommen sei und dies für alle Menschen gelten solle.
Die Ausstellungseröffnung morgen Nachmittag um 17 Uhr ist öffentlich. Jeder Interessierte ist eingeladen. Redner auf der Ausstellungseröffnung ist neben Werner Fischer und Bürgermeister Benedikt Ruhmöller Muhammet Mertek aus Hamm. Er arbeitet als Lehrer, Kolumnist und Schriftsteller und ist Autor der Bücher „Der Islam - Glaube, Leben. Geschichte" und „Lehr- und Arbeitsmaterialien für den Islamunterricht".

 

Die Glocke berichtet am 30.01.2010:

Muezzin lockt ins Goldschmiedehaus


Ahlen (naf). Wer am Sonntag um 17 Uhr dem Ruf des Muezzins folgt, landet nicht unbedingt auf einem islamischen Gebetsteppich, sondern im Museum des Goldschmiedehauses Fischer. Hier eröffnet die Ausstellung „Islam und türkisches Leben", die Teil der politisch-kulturellen Wochen ist.
Im Organisationsteam um Werner Fischer herrschte am Donnerstag gute Stimmung, als er mit viel Sorgfalt den letzten Schliff an die Ausstellung anlegte. Dabei gehe es weniger um Kunst im herkömmlichen Sinn, als vielmehr darum, Interessierten die Funktion und Bedeutung von Kultgegenständen des Islam zu vermitteln. „Wir bemühen uns um eine bildhafte Annäherung zwischen Christen und Moslems", erklärte Fischer. Anschaulich und sachkundig werden durch die Ausstellung Birsen Budumlu und Nuray Kütuk führen. Die Termine zu den kostenfreien Führungen können mit der Volkshochschule vereinbart werden.
VHS-Leiter Rudolf Blauth würdigte die Einzigartigkeit der Ausstellung. Fischer betreibe ein interreligiöses Museum, mit dem er eine Vorreiterrolle in Nordrhein-Westfalen übernehme. Das habe sich bei der Beschaffung der Ausstellungsobjekte gezeigt. Während größere Museen ihre Werke häufig nur im Austausch verliehen, hätten städtische Museen des Ruhrgebiets das Thema in ihrer Stadtgeschichte noch nicht aufgearbeitet. Viele Objekte, die ab Sonntag zu sehen sind, stammen aus Privat-Haushalten.
Mit leuchtenden Augen freute sich Werner Fischer auf alle, die bis zum 28. Februar mittwochs und donnerstags von 15 bis 18 Uhr die Gelegenheit nutzen möchten, sich im Museum des Goldschmiedehauses Fischer den Islam vertrauter zu machen.

Das Ausstellungs-Team mit Leihgebern