Das Bild zeigt von links nach rechts
Frau Anni Fischer,
Museumsleiter Goldschmiedemeister Werner Fischer,
Theater und
Filmregisseur Imo Moszkowicz,Renate Moszkowicz, München,
Hilde Kammer,
Berlin,
Goldschmiedemeister Raphael Fischer
im Museum im
Goldschmiedehaus Ahlen am 11. November 2002 THE HAGGADAH - Das Buch zum Pessachfest Die Illustrationen sind Reproduktionen nach Originalen von Arthur Szyk aus Neu-Canaan, Connecticut, U.S.A. Herausgegeben 1962 von Cecil Roth
Anni und Werner Fischer, überreicht in Ottobrunn am 15. März 2006
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Imo Moszkowicz wurde am 27. Juli 1925 in
Ahlen in Westfalen geboren.
Sein Vater war Schumacher in Ahlen. Bis zum 9. November 1938, der Reichspogromnacht, besuchte der Dreizehnjährige die Ahlener Jüdische Volksschule . Die Familie Moszkowicz wurde zwangsweise von Ahlen nach Essen transportiert, da Rat und Verwaltung der Stadt Ahlen das „ehrgeizige Ziel" verfolgten, der Reichsregierung in Berlin zu melden, dass Ahlen nun die erste „Judenfreie" Stadt im Großdeutschen Reich sei. Ein Schulabschluss für den Schüler Imo Moszkowicz war nicht zu realisieren, denn die jüdischen Schulen wurden geschlossen. Imo begann kurzzeitig bei einem jüdischen Lehrmeister in Essen eine Zimmermannslehre, bis er als Fünfzehnjähriger, als Kohlentrimmer zur Zwangsarbeit auf dem RWE in Essen eingeteilt wurde. Von dieser Arbeitsstelle weg wurde er verhaftet und in eine Dortmunder Halle gebracht, wo man Juden der Region für den Abtransport einsammelte. Von hier aus wurden sie in die Viehwaggons der Reichsbahn in das KZ Auschwitz befördert. Ein Jahr zuvor waren die Mutter und vier Geschwister in ein östliches Konzentrationslager, ein Vernichtungslager deportiert und ermordet worden. Zwei ältere Brüder und Imo wurden 1943 in das IG-Farben Konzentrationslager Ausschwitz Buna transportiert, wo seine beiden Brüder Hermann und David ermordet wurden. Bei Kriegsende 1945 wurden die Häftlinge durch die KZ-Wachmannschaften aus dem KZ getrieben und es begann ein weiteres Martyrium, ein viele Tage und Nächte dauernder Todesmarsch. Die Rote Armee befreite und erlöste in Liberec (ehem. Reichenberg) die Todeskandidaten. (Nachzulesen im Buch von Herrn Moszkowicz „Der graue Morgen" 4. Auflage bei mentis, Paderborn) Nach dem Kriege 1945 kam Imo Moszkowicz nach Ahlen zurück. Im Dienst der Stadt Ahlen erfuhr er von einer „Jungen Bühne", einem soeben in Leben gerufenen Theater in Warendorf, dem er sich als ungelernter Schauspieler, knapp 20-jährig anschloss. Beseelt von der Schauspielkunst, dem Theater, widmete er sich der Weiterbildung und fand seine Berufung, indem er zunächst an der „Jungen Bühne" Warendorf, dam am „Westfalentheater Gütersloh", später in Düsseldorf an der Dumont-Linnemann-Schauspielschule das Handwerk von der Pike auf erlernte. Sein Können, seine Sensibilität, durch das geschliffene Wort bei Schauspielern in Gesten, Gebärden rasant zu verwandeln und umzusetzen, Bühnereife anderen zu vermitteln, wurden von Gustav Gründgens, Düsseldorf, dessen Assistent er neun Jahre lang wurde, und von Fritz Kortner, dessen Assistent er am Berliner Schillertheater war, erkannt und gefördert. Bald wurde das Ausland auf den Künstler, Schauspieler und Regisseur Imo Moszkowicz aufmerksam. Santiago de Chile, Buenos Aires, Sao Paulo, Tel Aviv, Wien und Zürich - um nur einige Stationen seines künstlerischen Wirkens zu nennen. (Möchten Sie mehr erfahren, wenden Sie sich bitte an den mentis Verlag, Paderborn, und erwerben das Buch von Herrn Moszkowicz „Zauberflötenzauber"). Am 10. September 1991 wurde dieser großartige, immer bescheiden
auftretende Mann öffentlich geehrt. Der Bundespräsident Richard von
Weizäcker verlieh ihm das Seit 1956 ist Herr Imo Moszkowicz mit Frau Renate Dadieu
verheiratet. Sie wohnen seit über 30 Jahren in Ottobrunn bei
München. Das Ehepaar hat zwei Kinder, Martin, (Filmproduzent) und
Daniela Dadieu (Schauspielerin). Bei ihren Besuchen in Ahlen
erfuhren Renate und Imo Moszkowicz von dem Museum im
Goldschmiedehaus Ahlen, in dem sich eine ständige Ausstellung
jüdischer Kultgeräte befindet. Gern nahmen sie die Einladung an, das
Museum am 11. November 2002 zu besichtigen. Niemand kann vergangenes Geschehen wiedergutmachen, man sollte
aber denen Respekt zollen, die das Unrecht ungewollt ertragen mußten.
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Als ich die Nachricht erhielt, dass IMO MOSZKOWICZ am 11. Januar 2011 verstorben sei, hielt ich inne. In meiner Erinnerung sind die sehr intensiven Begegnungen mit ihm und seiner Frau Renate im Museum im Goldschmiedehaus Ahlen, die Besuche in Ottobrunn, bei denen er mir eine Haggadah überreichte – ein Buch zum Pessachfest - sowie zwei weitere jüdische Kultgeräte für die ständige Ausstellung des Museums. Aus Anlass der Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Ahlen stellte er mir seine Auszeichnungen für eine Ausstellung in Ahlen zur Verfügung. Imo Moszkowicz war ein faszinierender Erzähler, der über ein breit gefächertes Wissen verfügte, dessen Worte und Weisheiten, gepaart mit seiner wohlgeformten Sprache, mich oftmals nachhaltig begeisterte. Mit Dankbarkeit blicke ich zurück auf seine tiefe Herzensgüte. Wir trauern um ihn! Möge ihm der Schlußsatz aus der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart gewidmet sein: „Es siegte die Stärke und krönet zum Lohn -
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